Die Wendisch-Deutsche Doppelkirche
Einmaliges Bauensemble in Deutschland
Die vermutlich Ende des 13. oder zu Beginn des 14. Jahrhunderts entstandene Wendische Kirche (Landkirche) bildet mit der Deutschen Kirche, deren Bau erst 1694 beendet wurde, eine Einheit. Angaben zur Wendischen Kirche vor dem 17. Jh. existieren wenige. Sie war aber jahrhundertelang die Hauptkirche (Mater) für die Bewohner der umliegenden zehn wendischen Dörfer, die zum wendischen Kirchspiel Vetschau gehörten. In ihr predigte der Oberpfarrer in wendischer und deutscher Sprache. 1540 war diese Kirche gleichfalls im Rahmen und als Folge der Reformation in Brandenburg unter der lutherischen Schlossherrschaft derer von Schlieben evangelisch geworden.
Nach dem verheerenden Stadtbrand 1619 war die Wendische Kirche stark in Mitleidenschaft gezogen, sodass nach dem 30-jährigen Krieg eine neue Kirche als Backsteinbau auf den alten Fundamenten errichtet wurde. Einziger Rest dieser ersten Kirche ist der gewaltige unregelmäßige Turmsockel aus Feld- und Raseneisensteinen.
Auf der Nordseite angebaut die deutsche Schlosskapelle, in welcher der Schlossherrschaft und den wenigen Deutschen nach Bedarf auch in Deutsch gepredigt wurde.
Da die Sachsen-Merseburger im Verlauf des 30-jährigen Krieges in den Besitz der Niederlausitz gekommen sind, haben sie begonnen, in einem konsequenten Germanisierungsprozess das Wendische zurückzudrängen und das Deutsche nach vorn zu bringen. Deshalb musste in Vetschau eine Extrakirche für die Deutschen gebaut werden, um ihren Führungsanspruch zu manifestieren. Nach dem landesherrlichen Befehl aus Merseburg, die Schlosskapelle an der Wendischen Kirche sei abzureißen und an der selben Stelle eine "ordentliche Kirche" aufzuführen, begann postwendend 1689 der Abriss. 1690 die Grundsteinlegung, 1693 die Fertigstellung, 1694 die Einweihung.
Längswand an Längswand stehend nun die schlichte wendische Dorfkirche und die reicher ausgestattete spätbarocke Stadtkirche.Verbunden worden sind beide Kirchen durch die den Ostgiebeln vorgesetzte Sakristei. Auch erhielt der Turm in den folgenden beiden Jahrzehnten seine jetzige oktogone Gestalt.
(Auszüge Text Klaus Lischewsky † )